Drawings 21x29,7 cm each, different pencils
Einen Vergleich anstellen
Ich erzähle mir den Ort, der mir die große Ruhe erlaubt hat. Ich rufe mir die Namen seiner Gassen auf und höre noch den anderen Hall von Stimmen zwischen sandigem Grund und glatten Hausmauern. Ich vergleiche die Tritte hier auf karstigem Boden mit dem Schlurfen der Schritte im Sand. Dort habe ich mir beim Tagwerden den Stuhl vors Haus gestellt um dem Rauschen des Winds in den Palmenwedeln zuzuhören. Hier sitze ich im Orchester der erwachenden Vögel Grillen und Hühner und messe die Frische der Morgenlüfte an jenen der anderen Insel.
Ich blende die Horizontlinie der baumlosen Vulkane über die sanften Kurven der mediterranen Buchten, in denen ich Fischreusen finde, die den luftig aufgetürmten Reusen in den Sandgassen gleichen. Ich frage mich nur, warum sie hier die Form eines Herzens haben. Das Trippeln der Wiedehopfe und die eine oder andere Schwunglinie einer Mövenflugbahn konnten den frühen Morgen schon ausfüllen, während ich mich hier unter den saftigsten Feigen im Baum nicht entscheiden kann und die Ruhe mit lebhaftem Getier teile. Dort konnte ich die nackte Insel im flirrenden Sand immer anders durchmessen, hier ziehe ich auf meinen Wanderungen Linien auf Pfaden zwischen steinummauerten Gärten und Feldern, die wie ein Spinnennetz die ganze Insel überziehen. Linien, die eine Form suchen.
Die Gezeiten haben mir dort, wo der Vulkan sandig ins Meer ausläuft, eine immer neue Landschaft enthüllt und die Einfälle der Menschen, um ihre kargen Gärten gegen den Wind zu schützen, boten Überraschungen, die im Vergleich schwer wiegen.
Aber keine Sprache ohne Täuschung. Und keine Erinnerung ohne Angst, dass sie erlischt, wenn sie erst einmal in Worte gefasst ist. Keine Linie, die beim Ziehen nicht durch ein Knacken abgelenkt wird, oder auch nur durch eine Fliege.
Schon vorweg weiß ich, dass ich auf meine törichte Frage, wo ich die größere Ruhe gefunden habe inmitten dieser kostbaren Geflechte aus Linien und Klängen, keine Antwort haben kann, weil ich eine andere geworden bin. Aber jetzt kann ich fasziniert meine eigene Abwesenheit betrachten.
To Draw a Comparison
I tell myself about the place that allowed me deep silence. I recall the names of its streets, and I still hear the other echo of voices between sandy earth and smooth house walls. I compare the steps here on the karst terrain with the shuffle of walking through sand. There as the day began I put my chair in front of the house, to listen to the rustling of the wind in the palm fronds. Here I sit in the orchestra of awakening birds, crickets, and chickens, measuring the freshness of the morning air against that of the other island.
I superimpose the line of the horizon of the treeless volcanoes over the soft curves of the Mediterranean bays, in which I find fish traps, which resemble the airy traps stacked on the sandy paths. I only wonder why they are shaped like hearts here. There, the scuttling of a hoopoe and this or that trajectory of a gull’s flight was enough to occupy the early morning, while here I can’t decide between the juciest figs on the tree as I share the stillness with lively animals. There, I could always crisscross the naked island on shimmering sand, never taking the same path twice, while here I draw lines on my rambles, on paths between stone-walled gardens and fields, which cover the entire island like a spider’s web. Lines that seek a shape.
The tides there revealed to me a continuously new landscape, where sandy surface of the volcano empties into the sea, and the creativity of the people in protecting their meagre gardens against the wind offered surprises, which weigh heavily in comparison.
But there is no speech without deception. And no memory without the fear that it might disappear the first time it is spoken. No line that when pulled won’t be diverted by a break, or even just by a fly.
I already know that I can’t have an answer to my foolish question of where I found the greater stillness amid these precious networks of lines and sounds, because I’ve become another person. But now I can observe, spellbound, my own absence.
Translation: Laura Freeburn